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US-Technologie-Konzerne sind mehr wert als der gesamte europäische Aktienmarkt!



US-Technologie-Konzerne sind mehr wert als der gesamte europäische Aktienmarkt!

Warum tut sich Europa beim Thema digitale Geschäftsmodelle so schwer? Laut einer Studie der Bank of America Global Research liegt der Wert amerikanischer Technologieunternehmen inzwischen bei über 8 Billionen Euro. Der gesamte europäische Aktienmarkt kommt hingegen nur auf 7,47 Billionen Euro. Allein Apple ist mit einer Bewertung von 1,68 Billionen Euro wertvoller als alle DAX-Unternehmen zusammen.

Nun kann man sicherlich trefflich über die Sinn- und Glaubhaftigkeit von Börsenbewertung streiten. Zumal eine ganze Reihe dieser Technologieunternehmen in puncto Rendite noch weit hinter ihren Konkurrenten aus der Old Economy zurückliegen. Aber die Börsen blicken nach vorne und die Fantasie auf zukünftige Gewinne ist an der Wall Street und anderen Börsenplätzen halt einfach mehr wert als real erwirtschaftete Gewinne traditioneller Unternehmen. Das gilt aber nicht ausschließlich für die amerikanische Unternehmen, denn auch hierzulande bilden sich inzwischen einige fragwürdige Blüten heraus. Mit der Aufnahme von Delivery Hero in den Dax hat es in Deutschland erstmals ein Unternehmen in das höchste Börsensegment geschafft, das bislang im operativen Geschäft noch keinen einzigen Cent Gewinn erwirtschaftet hat.


Algorithmen – der Motor digitaler Geschäftsmodelle

Amerikanische Technologiekonzerne haben aber im Vergleich zu europäischen Unternehmen ein wichtiges Asset – Algorithmen. Diese digitale Intelligenz ist der Motor für das Überleben im Digitalzeitalter. Die Kombination dieser Intelligenz mit Plattformbasierten Geschäftsmodellen machen diese Digitalkonzerne zu den mächtigsten Unternehmen der Welt. Daneben kann die Realwirtschaft oft einpacken.


Wir schreiben Nachrichten über Whatsapp, telefonieren mit Android-Handys oder iPhones und bestellen über Amazon. Alle diese Dienste gehen auf amerikanische Konzerne zurück: Wer in Europa die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen will, kann das häufig nur amerikanisch tun. Kein europäischer Digitalkonzern kommt an die Bekanntheit und Bedeutung von Apple, Google, Facebook, Amazon oder Microsoft heran – und auch nicht an deren Börsenwert. Die meisten Digitalunternehmen in Europa konzentrieren sich auf geschäftliche oder klar abgegrenzte, spezielle Geschäftsmodelle für Endverbraucher. So ist Delivery Hero zwar einer der größten Lieferkonzerne der Welt für Pizza, Burger und Pasta, doch wie Google und Apple den Markt für Smartphone-Betriebssysteme zu kontrollieren und damit auf den Handys der Welt die Regeln zu bestimmen – davon sind die Europäer weit entfernt.

Die Gründe für das Zurückfallen europäischer Unternehmen mögen vielfältig sein und die Erklärung alles andere als trivial. Will man die Erklärung für den großen Abstand zwischen Amerika und Europa aber auf die wesentlichen Gründe zusammenfassen, dann liegt das Dilemma vor allem an folgenden drei Punkten:

  1. Fehlende Vision - die europäischen Unternehmen haben viel zu spät das Potential der Plattform-Ökonomie erkannt und beschränken sich zumeist auf das Verwalten bestehender Geschäftsmodelle anstatt das Gestalten neuer Geschäftsmodelle

  2. Fehlendes Risikokapital - Technologie-Start-ups kommen hierzulande grundsätzlich schwerer an Kapital als in Amerika, denn im Vergleich investieren Wagniskapitalinvestoren in Amerika mit 130 Milliarden knapp viermal so viel wie in Europa

  3. Fehlender Datenzugang - mit der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) hat sich Europa selbst einen Bärendienst erwiesen, denn die Politiker haben nicht verstanden, dass Daten nicht nur ein Persönlichkeitsrecht sind, sondern eben auch eine digitale Währung.

Der Vorsprung amerikanischer Technologieunternehmen ist gewaltig

Der Vorsprung amerikanischer Technologieunternehmen erstreckt sich über das gesamte Spektrum. Im eCommerce spielen Amazon und eBay schon seit Langem in einer eigenen Liga. Allein Amazon brachte es im letzten Jahr auf einem Umsatz von 232 Milliarden Dollar. Gemessen am kompletten e-Commerce-Umsatz in Deutschland wuchs Amazons Anteil innerhalb von vier Jahren von 52% im Jahr 2015 auf gewaltige 68% im Jahr 2018.

Auch die Social Media Plattformen werden von den Amerikanern dominiert. Diese Plattform sammeln massenhaft Daten über ihre Nutzer und werden somit täglich wertvoller. Der Experte für Internetregulierung Viktor Mayer-Schönberger spricht in diesem Zusammenhang von regelrechten „Machtmaschinen“. Diese Unternehmen haben ihren Sitz überwiegend in den USA und in China. Europa scheint, abgesehen vom schwedischen Unternehmen Spotify, abgehängt zu sein. Dieser Zustand liegt aber weder an mangelnden Rechner- und Speicherkapazitäten noch an fehlenden Algorithmen, digitalen Werkzeugen oder fehlenden Talenten. Es liegt vielmehr daran, dass Europa versäumt hat, rechtzeitig digitale Plattformen aufzubauen, auf denen Daten gesammelt und genutzt werden.

Auch bei den Cloud Services zeigt sich das gleiche Bild. Neben dem Platzhirsch Microsoft mit seinem Clouddienst Azure hat sich Amazon mit seinen Amazon Web Services (AWS) als weiterer Big Player etabliert. Dieser Geschäftszweig ist heute schon die wichtigste Gewinnquellen des Gesamtkonzerns, und eines der schnellstwachsenden IT-Unternehmen der Geschichte.


Die Gewichte in der Wirtschaft verschieben sich

Mitten in der Corona-Krise kauft Facebook für 5,7 Milliarden Dollar einen Anteil an der indischen Telekommunikationsfirma Jio und kündigt an, gemeinsam mit anderen ein riesiges Untersee-Kabel rund um den afrikanischen Kontinent zu verlegen, um dort die Internetversorgung zu verbessern. Alibaba investiert 28 Milliarden Dollar in seine Cloud-Infrastruktur. Tesla steigt in den britischen Strommarkt ein.

Die Beispiele illustrieren, in welchem Tempo sich die Gewichte in der Wirtschaft gerade verschieben – und dass dabei vor allem Plattform-Unternehmen gewinnen. Google, Apple, Facebook und Amazon investieren in der Krise auf hohem Niveau weiter. Sie stellen neue Mitarbeiter ein und bauen Marktanteile aus, während viele traditionelle Unternehmen in Deutschland sparen oder um Staatshilfe betteln.


Europa muss sich also anstrengen, um nicht gänzlich den Anschluss im digitalen Geschäft zu verlieren. Dafür ist aber wieder mehr Mut, Vision und Investitionsbereitschaft erforderlich. Während amerikanische Firmen auch während der Pandemie kräftig weiter investieren, werden hierzulande die Motoren gedrosselt. Continental kappt die Investitionen in autonomes Fahren, Daimler fährt die Forschungsausgaben zurück, und der Digitalchef, zuständig für die Entwicklung neuer Plattform-Geschäftsmodelle, verlässt die Deutsche Bank.


Zuversicht sieht anders aus!

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