Die zunehmende Digitalisierung schafft nunmehr vor allem die technologischen Voraussetzungen, um einen radikalen sozio-ökonomischen Veränderungsprozess in Gang zu setzen. Die Be- wertungen der etablierten Unternehmen aus der Old Economy, die mit ihr konfrontiert sind, sind ambivalent – wobei sich manchmal ein leicht panischer Unterton nicht überhören lässt. Dieser rührt häufig daher, dass sich die Führungskräfte der etablierten Unter-nehmen fragen, wie sie ihre „Tanker“ zu mehr Schnelligkeit, Flexibilität und Agilität bringen und in welchen Bereichen sie die Firma digitalisieren können oder sogar müssen, um in diesem Wettbewerb zu bestehen. Unternehmen fokussieren sich meistens auf die Geschäftsfelder, die heute Profitabilität bringen. Die Auf- merksamkeit ist dort, wo Geld verdient wird. Das Generieren zukünftiger Erfolgspotenziale kostet hingegen Geld – und wird deswegen oft vernachlässigt.
Im Umfeld der Digitalisierung ist es aber wichtig, ein ausgewogenes Programm zu entwickeln. Bestehende Geschäftsmodelle müssen fit für die Digitalisierung gemacht werden. Hier muss eine entsprechende Evolution stattfinden. Gleichzeitig sollten die Chancen für neue Märkte und Potenziale untersucht werden. Unternehmen müssen ihre Rolle in der digitalen Revolution finden und angemessen investieren. Leider widersprechen sich beide Handlungsfelder: Die Evolution entwickelt Bestehendes kontinuierlich weiter, die Revolution verdrängt, zerstört und schafft Neues. Man spricht auch von „sustaining and disruptive innovations“. Es ist in der Theorie unmittelbar einleuchtend, dass dieselbe Organisationseinheit nicht sinnvoll das Bestehende weiterentwickeln kann, um es gleichzeitig grundlegend in Frage zu stellen. In der Praxis wird jedoch häufig genau dies versucht bzw. erwartet.